Turnier
der Meister®

Ein Streifzug durch die Geschichte

1900

Erst das dritte war die Cottbuser Premiere

Die Premiere des Tuniers 1973 in Schwerin fand ein Jahr nach dem für den DTV sehr erfolgreichen olympischen Wettbewerben von München statt. Bei den Turnerinnen gab es einen großen Zweikampf zwischen zwei Wahl-Berlinerinnen. Die aus Dresden stammende Irene Abel bezwang dabei die in der Lausitz beheimatete spätere Barren-Weltmeisterin Annelore Zinke. Irenes Tochter Katja ist übrigens eine der deutschen Hoffnungen für Olympia 2008 in Peking. Bei den Männern stellten später DDR-Statistiken den Olympiasieger Klaus Köste als Turniergewinner heraus, weil der eigentliche Sieger von Schwerin, Wolfgang Thüne, bei den EM 1975 in Bern sich von der DTV-Delegation absetzte und in den Westen flüchtete. Solcherart „Fälschungen“ waren notwendig, um überhaupt Chroniken führen zu können. Thüne hatte bei den Turn-WM 1994 in Dortmund ein Wiedersehen mit seinen einstigen Mannschaftskameraden und journalistischen Wegbegleitern. Er arbeitet heute als Turntrainer in Leverkusen. 1978 stieg in Berlin die Zweitauflage, doch auch da fand der DTV in der Dynamo-Sporthalle nicht das gewünschte Fluidum. Erst 1979, da das Turnier seine neue Heimatstadt in der Cottbuser Stadthalle fand, stimmte auch die Atmosphäre. Und das sollte fortan so bleiben.

1900

WM-Test mit Kristall-Pokal

Bevor das Turnjahr 1981 begann, hatte die FIG, die internationale Turnförderation, einen komplizierten Fall zu lösen. Da Mexiko 1,5 Millionen Schweizer Franken nicht aufbringen konnte, mußten sie die Welttitelkämpfe, die sie in den olympischen Stätten von Mexiko-Stadt 1968 ausrichten wollten, zurückgeben. Die UdSSR mit den olympischen Anlagen von 1980 sprang ein und erhoffte nach dem teilweisen Olympiaboykott einen kompletten Auftritt der Weltelite. Das Cottbuser Turnier 1981 war dafür ein erster Leistungstest. Mit Maxi Gnauk und Michael Nikolay gewannen zwei Berliner, die Monate später als gefeierte Weltmeister aus Moskau heimkehrten. Aus der BRD kamen nach Cottbus mit Heike Schwarm und Dagmar Brumm sowie Daniel Winkler und Albert Hascher vier hoffnungsvolle Meister. Die Cottbuser Organisatoren präsentierten erstmals 65 Zentimeterr hohe gold-rubine Kristallpokale für die Mehrkampfsieger. 80 Betriebe konnten als Sponsoren gewonnen werden.

1900

Zerstörte Olympia-Hoffnungen

Zum Zeitpunkt des Cottbuser Turniers 1984 hoffte der Berliner Roland Brückner noch, nach Siegfried Fülle (1960,64,68) und Klaus Köste (1964,68,72) der dritte DDR-Turner zu werden, der dreimal an olympischen Tunrwettbewerben teilnehmen konnte. Doch nach 1976 und 1980 führte ihn 1984 die Reise statt nach Los Angeles nach „Los“ Olomouc in die Slowakei zu den Wettkämpfen der Freundschaft. Der von der UdSSR ausgesprochene Olympia-Boykott, dem auch die DDR folgte, verhinderte alle Olympiachancen auch des Berliner Turners. In Cottbus gemeinsam auf dem Siegerpodest stand Brückner mit dem Cottbuser Jens Fischer. Beide wanderten nach der Wende in die alten Bundesländer aus und bauten sich als Trainer eine neue Existenz auf. Bei der Cottbuser Pressekonferenz hoffte Brückner damals noch: „Ich will ein drittes Mal an Olympischen Spielen teilnehmen“ und formulierte auch, dass die olympischen Ideale und die olympischen Charta erhalten bleiben mögen. „Wenn man sich zu einem friedlichen Wettkampf trifft, muss es gleiche Bedingungen für alle geben. Es muß Fairness herrschen.“ Doch genauso wie 1980 die Turner der BRD vom Olympiastart ausgeschlossen wurden, so wurden es 1984 die der DDR. Es waren zwei mehr als traurige Kapitel der deutschen Turngeschichte.

1900

Jubiläumsturnier mit großem Bahnhof

Zu den Gästen des 10. Turniers der Meister 1986 in Cottbus gehörte auch FIG-Präsident Juri Titow (UdSSR), die Mitglieder des Technischen Komitees der FIG Karl-Heinz Zschocke (DDR), Koji Takizawa (Japan), Sandor Urvari (Ungarn), heute Sportminister seines Landes, Boris Schachlin (UdSSR), Eberhard Gienger (BRD) und Bill Roezheim (USA). Mit landestypischen Musiken wurden vor 1000 Zuschauern zur Eröffnung alle Teilnehmer begrüßt. Ein Jubiläums-Heft mit dem Titel „turngeschichten“ würdigte die Cottbuser Traditionen und fand viel Beifall bei Teilnehmern und Gästen. Da der österreichische Turner Reinhard Blum ohne Trainer anreiste, bat er um Hilfe bei den Organisatoren. So betreute der Leipziger DHFK-Trainer Peter Scholz diesen auch beim superschwierigen einarmigen Gienger-Salto am Reck. Mit Li Chol Hon gewann bei seiner dritten Teilnahme in der Lausitz das größte KDVR-Turntalent. Zum Kreis der Kampfrichterinnen gehörte auch die weltberühmte Rumänin Nadia Comaneci. „Für eine gute Sportlerin ist es kein Problem, eine Kampfrichterin zu sein“, sagte sie damals. „Ich habe immer Respekt vor ihrer Arbeit gehabt und fand, dass sie Anerkennung verdient haben. Ich habe ihre Entscheidungen immer geachtet.“ Nach ihrer spektakulären Flucht aus Rumänien, noch vor dem Sturz des Ceausescu-Regimes, in die USA lebt Nadia Comaneci heute gemeinsam mit Bart Conner, dem Kapitän der siegreichen USA-Olympiariege von 1984, in Montreal.

1900

Paarturnen brachte neue Farbe

Warum gab es von den DDR-Turnerinnen keine Gesten zum Publikum, obwohl dieses gelungene Übungen besonders stürmisch applaudierte? Warum turnte das große Talent Dörte Thümmler so verbissen, zeigte keine Lockerheit und weinte nachher auch noch? Darüber wunderte sich beim Turnier 1987 auch FIG-Generalsektretär Max Bangerter. Doch es war bereits die Zeit in der DDR, da auch schon im Sport „die Luft raus war“ und oft Lockerheit und Freude der Aktiven auf der Strecke bleiben mussten. Kein kritisches Wort gab es von Bangerter hingegen an das OK-Team um Günther Nowka. „Dieser Wettkampf in Cottbus ist weltbekannt und genießt in der FIG eine ganz hohe Einstufung. Ich bin selten so herzlich empfangen worden wie hier, obwohl ich schon in sehr vielen Ländern der Erde war. Die Organisatoren haben sich alle Mühe gegeben, dass alles klappt. Von der technischen Seite gab es keine Probleme. Ich bin erstaunt, dass hier so viele Länder teilnehmen. Vielleicht ist Cottbus eine Vorprobe für die eltmeisterschaften…“ Eine Premiere besonderer Art gab es mit dem Paarturnen. In der ausverkauften Stadthalle standen nach 110 Minuten die beiden Kanadier Lori Sstrong und Michael Inglis als Sieger fest, die im Finale das DDR-Paar Astrid Heese und Sylvio Kroll bezwangen. Die Siegerehrung nahmen die beiden früheren Olympiasieger Nadia Comaneci und Klaus Köste vor. Die Siegerpreise hatte das Künstler-Ehepaar Ursula und Dietmar Kirsch gefertigt.

1900

Zum letzten Mal ein DDR-Turnier

Es ist das letzte Mal, dass der DTV der DDR dieses Turnier veranstaltet. Das Turnier kostete 200.000 Mark. 70.000 kamen von den Sponsoren, 50.000 durch die Bandenwerbung, 50.000 vom Fernsehen und 80.000 durch Zuschauer-Einnahmen.

1991 stand das Turnier auf der Kippe. Denn schneller als die meisten gedacht hatten, war am 3. Oktober 1990 die Einheit vollzogen. Durch den Schwäbischen Turnerbund und seinen Präsidenten Alfred Entenmann und des Geschäftsführers Robert Baur gab es uneigennützige Hilfe. Nach dem Anschluss des DTV an den DTB übernahm das Generalsekretariat in Frankfurt/Main die Federführung. Das Turnier war erst einmal gerettet. Der Gedanke, einen Förderkreis zu bilden, wurde aufgegriffen. Das wichtigste jedoch war, dass das Organisations-Komitee zusammenblieb.

1900

Grand Prix Premiere mit Weltstars

Europa war im Aufbruch, auch im Turnen. War es früher ein riesengroßes Problem, Turner und Turnerinnen aus der UdSSR in Cottbus zu begrüßen, so kamen sie 1994 in Scharen: Scherbo, Ivankov, Fedortschenko, Mogilni, Podgorni, Marinitsch (der indes früher schon mal da war und die Welturaufführung seines „Marinitsch“ am Reck vollzog). Aber es turnte auch Belenki, der nunmehr den deutschen Dreß trug. Seit 1. Februar des Jahres besaß er einen deutschen Pass. „Ich fühle mich gut für die WM in Brisbane. Mein Herz schlägt für das Turnen und für mein neues Land.“ Wie zu früheren Zeiten die DDR-Turner, so turnten nun die vereinten Deutschen ihre entscheidende Qualifikation in Cottbus aus. Die Aufnahme des Cottbuser Turniers in die Reihe der Grand-Prix-Turniere brachte eine weitere internationale Aufwertung und garantierte eine internationale Star-Besetzung.

1900

Zum ersten Mal in neuer Halle

Das Turnier war aus der Stadthalle in die Messe-Hallen umgezogen. Und es war ein erstklassiges Teilnehmerfeld avisiert. Die Stars waren Vitali Scherbo aus Weißrußland und Grigori Misjutin aus der Ukraine, der zum Wahl-Cottbuser wurde. Es waren Valeri Belenki und Weltmeister Andreas Wecker aus dem Kreis der deutschen Olympiakandidaten. Es waren die Ex-Weltmeister Iwan Iwankow aus Weißrußland und Igor Korobtschinski aus der Ukraine. Und, und, und. Soviele Sieger, Meister und Medaillengewinner von gestern und heute waren in Cottbus noch nie vereint. Ebenso waren es Turnerinnen wie die Weltmeisterin Lilia Podkopajeva aus der Ukraine und Elena Piskoun aus Weißrußland, Oksana Choussovitina aus Usbekistan und Gina Gogean aus Rumänien, die die Grand-Prix-Rangliste nach Cottbus zog. Nicht nur wegen der ausgeschriebenen 100.000 DM Preisgeld war es eine „Gala zum Zwanzigsten“.

1900

»Silberhochzeit«

Nach einem gewaltigen Sprung über hemmende Hürden wurde im März 2003 das 27. Turnier der Meister® – das 25. in ununterbrochener Reihenfolge in Cottbus – erstmals in der neuerbauten Lausitz-Arena ausgetragen. Premiere hatte auch – und dies ist als Meisterleistung zu betrachten – die Ausrichtung dieses Weltcupturniers durch den SC Cottbus Turnen e.V. Sportliche Spitzenleistungen und volle Ränge prägten dieses Event. So platzte die Lausitzarena wie auch ein Jahr später bei den Finalwettkämpfen aus allen Nähten. Ein perfekter Ablauf, die phantastische Stimmung des fachkundigen Publikums und das überdurchschnittliche Engagement der Organisatoren für ein angenehmes Umfeld sprachen eindeutig für weitere Auflagen des Traditionsturniers in der Lausitz-Arena Cottbus. Bis auf die Ausnahme zum Jubiläumsturnier – dem 30. Turnier der Meister® , welches noch einmal in die geschichtsträchtige Cottbuser Stadthalle zurückkehrte – hat das Turnier in der Lausitz-Arena seinen angestammten Platz gefunden. Vor allem die Athleten schätzen die Arena dank ihrer separaten Einturnhalle.

1900

Das 30. Jubiläumsturnier zur 850-Jahr-Feier von Cottbus

Die 30. Auflage des Turniers fand noch einmal eine Rückkehr in die altehrwürdige Stadthalle. Zumindest an den beiden Finaltagen. Die Qualifikation am Freitag wurde aufgrund der besseren Bedingungen in der Lausitz-Arena ausgetragen.

Erstmals kamen beim Turnier der Meister® die neuen Wertungsvorschriften mit A- und B-Note zur Anwendung.

Wieder waren mit Gästen aus 34 Ländern viele Vertreter der Weltspitze da, wenn auch Olympiasiegerin Catalina Ponor nicht die erwartete Spitzenrolle spielte, so überzeugten die amtierenden Weltmeister Hypolito (Boden), van Gelder (Ringe) oder Petkovsek (Barren) oder begeisterte das starke Reckduell der Europameister Maras (GRE) contra Fabian Hambüchen (GER). Sieben Finalplatzierungen deutscher Turner das gabs auch lange nicht mehr!

1900

Cottbuser Weltcup als Sprungbrett nach Peking

Die 32. Auflage des Turniers – erstmals unter Mirko Wohlfahrt, der Sylvio Kroll als Turnierdirektor beerbte – setzte mehr als nur Achtungszeichen im Olympiajahr. Sieben Monate nach den umjubelten Weltmeisterschaften in Stuttgart und vier Monate vor den Spielen in Peking präsentierte die Turn-Elite dem begeisterten Lausitzer Publikum einen Vorgeschmack auf das anstehende Großereignis im Reich der Mitte. Gleich vier Turner, die beim Turnier in der Lausitz auf dem obersten Treppchen standen, durften später in Peking auch als Olympiasieger jubeln.

So sicherten sich bei den Männern die Chinesen Li Xioapeng und Zou Kai nach ihrem Weltcup-Sieg in der Lausitz-Arena am Barren und am Reck auch jeweils den Olympiatitel an diesen Geräten. Bei den Frauen gelang dieser Doppelerfolg der Chinesin He Kexin am Stufenbarren sowie der Rumänin Sandra Izbasa am Boden.

1900

Nacholymische Standortbestimmung

2009 erhielt der Cottbuser Weltcup eine der ersten internationalen Standortbestimmung nach den Olympischen Spielen von Peking. Zwar gingen „nur“ Athleten aus 26 Nationen an den Start – Rumänien, Lettland und Tschechien erhielten von der FIG keine Starterlaubnis – doch die Qualität stimmte. Sportlich erreichte der Kampf um die Medaillen Weltklasse-Niveau, wenn auch die Finalisten vom Fernbleiben einiger Spitzennationen profitierten.

Die Siege an den 10 Geräten gingen gleich an 9 verschiedene Nationen, nur die Niederlande konnten zwei Titel (Jeffrey Wammes am Sprung und Yuri van Gelder an den Ringen) einheimsen.

Erfolgreichster deutscher Turner war Robert Weber (Hannover). Reckweltmeister Fabian Hambüchen verpasste dagegen bei vier Finalteilnahmen die Medaillenränge. Besonders sein spektakulärer Sturz am Reck dürfte den Zuschauern in Erinnerung bleiben.

Bei den Frauen seit dem Stufenbarren-Sieg von Dörthe Thümmler aus dem Jahre 1988 holte Deutschland mit Anja Brinker (Herkenrath) wieder einen Cottbuser Sieg an diesem Gerät. Kim Bui (Tübingen) wurde bei drei Finalteilnahmen Zweite am Boden.

Die beauftragte TV-Rechte-Firma „IEC insports“ sorgte erneut für den weltweiten Vertrieb der Fernsehbilder aus der Cottbuser Lausitz Arena.

1900

Gelungener Weltcup, mißlungener Start ins „Boy“-Jahr

Erneut startet die Weltelite in Cottbus in ein neues spannendes und ereignisreiches Wettkampfjahr. Vom 12. bis zum 14. März gingen mehr als 110 Top-Athleten aus 25 Nationen gingen an den Start und nutzten die Traditionsveranstaltung als erste große internationale Standortbestimmung vor den Europameisterschaften im April in Birmingham und den Weltmeisterschaften im Oktober in Rotterdam.

Am 1. Finaltag gab es durch Marcel Nguyen am Boden und Oksana Chusovitina am Sprung zwei Siege für die deutschen Gastgeber. Den Titel am Pauschenpferd holte sich Saso Bertoncelj (SLO). Am Stufenbarren siegte Kristina Vaculik (CAN) und an den Ringen lag Samir Ait Said aus Frankreich vorne. Am zweiten Tag holten sich bei den Frauen die Russin Tatiana Solovyeva den Titel am Balken und am Boden gewannen Kristina Vaculik (CAN) und Marta Pihan (POL). Der Hallenser Matthias Fahrig sicherte am Sprungtisch den dritten deutschen Sieg, am Barren gewann Yosuke Hoshi (JPN) und der Niederländer Epke Zonderland holte Gold am Reck.

Hier patzte ausgerechnet Lokalmatador Philipp Boy. Der nach der Qualifikation führende Cottbuser rutschte nach einem Fehler beim Abgang der sonst perfekten Übung auf Rang 6 zurück. Für Boy war es dennoch der Start in sein perfektes Jahr. Vize-Weltmeister im Mehrkampf, WM-Bronze mit der Mannschaft, WM-Vierter am Reck, Mannschafts-Europameister, EM-Dritter am Reck, Weltcup-Sieger am Reck in Stuttgart, deutscher Meister am Seitpferd sowie zum fünften Mal deutscher Mannschaftsmeister mit dem SC Cottbus Turnen, dazu die Auszeichnungen als „elegantester WM-Turner“ und Sportler des Jahres in Brandenburg.